TENERIFFA: Sonniger Genuss



Es ist Ende Februar. Minus acht Grad Celsius und fünf Zentimeter Neuschnee vor meiner Haustür.
Entweder nimmt man das so hin, weil man Jahreszeiten und Wetter nun einmal nicht ändern kann, oder man flüchtet. Vielleicht flüchtet man ins nächste Skigebiet. Vielleicht flüchtet man aber auch in die Sonne.
Ich habe mich für die Flucht in die Sonne entschieden. Nach wochenlangem Wetter-Grau und Dauerregen unbekleidete Körperstellen mit UV bestrahlen lassen, um die Vitamin D Produktion anzukurbeln, scheint mir eine notwendige Maßnahme für mein Seelenheil zu sein.


Zeit eine alte Liebe aufzuwärmen. Teneriffa. 2011, 2012 und 2013 hat mich diese wunderbare Insel schon begeistert. Fast fünf Jahre sind also seit meiner letzten Reise nach Teneriffa vergangen. Einiges hat sich verändert, an anderer Stelle scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Ich genieße altbewährtes und erkunde neues. Meine Highlights 2018:

Mein Spaziergang durch Puerto de la Cruz
Mein Hotel liegt am östlichen Ende der Strandpromenade San Telmo in Puerto de la Cruz.
Von hier starte ich nach einem späten Frühstück ganz gemütlich einen Spaziergang durch den abwechslungsreichen Ort.
Verweilen am Surferstrand.  Beobachten wie die Wellen sich an der vorgelagerten Mole brechen, ab und zu dann doch die im Wasser lauernden Surfer herausfordern. Zusehen, wie sich die Sportler in die Brandung werfen. Dazwischen immer wieder den Blick aufs Meer hinauswandern lassen. Hach, den ganzen Tag könnte ich hier faulenzen.


Nur wenige Schritte weiter Richtung Altstadt die ersten Cafés, Bars, Restaurants und Souvenir-Geschäfte. Hier ein Glas Cava, dort ein neues Paar Ohrringe. Ganz ganz gemütlich San Telmo entlang flanieren. Vom Wasserspiele im Meerwasserschwimmbad hypnotisieren lassen.


In den Tag hineinleben. Mal zügig gehen, mal trödeln, mal stehenbleiben, mal hinsetzen oder einkehren. Eine Woche lang wäre mir das zu langweilig, aber als Start in eine Entspannungs-Urlaubswoche perfekt.
Irgendwann -das Zeitgefühl ist im Hotelsafe geblieben- überquert man quasi automatisch den Plaza Charco und schlendert Richtung Playa Jardin. Es gibt unterwegs so viel zu sehen. Kunstvoll bemalte Häuserwände. Liebevoll dekorierte Hauseingänge und Fensterbänke. Sogar eine umhäkelte Hausecke.



Würde mein Magen nicht knurren, würde ich glauben, ich träume.
In der „Meson de los Gemelos“ stürze ich mich bei einem Viertel Vino Blanco auf die Fischplatte. Ich liebe dieses Lokal. Viele Tische. Immer voll. Papiertischdecken, die die bunten Stoffdecken vor Flecken schützen. Frischer Fisch und Meeresfrüchte. Leicht chaotische Organisation. Absolut authentisch. Großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis.



Gestärkt bummelt es sich besser. Die Sonne, die schon den ganzen Tag meine Vitamin D Produktion ankurbelt, steht mittlerweile tief. Toller Grund sich einen Sundowner zu gönnen. Sangria auf dem Plaza Charco. Ja. Das Leben ist wunderbar.


Der Botanischer Garten in Puerto de la Cruz
Den „Jardín de aclimatación“, in Puertos Stadtteil Orotava erreicht man bequem zu Fuß. Ich nutze den Treppenaufgang, der hinter dem Einkaufszentrum „Pirámides de Martianez“ beginnt und sich in der Calle San Amaro fortsetzt. Entlang des Weges gepflegte, kostspielig aussehende Anwesen.


Der Eintritt in den Garten ist mit drei Euro mehr als fair. Es gibt so viele exotische Gewächse und wundersame Blüten zu sehen, dass ich mich mindestens ein bis zwei Stunden hier aufhalte und unzählige Fotos knipse. Ganz hinten im Garten, beim Seerosen-Teich hat man einen superschönen Blick auf den majestätischen Teide, der sich aktuell in einen Schneemantel gehüllt hat.



Vor dem Rückweg noch direkt gegenüber im Restaurant „La Bellotina“ stärken. Als ich „Homemade Foie Gras“ auf der Menükarte lese, kann ich nicht widerstehen, und erlebe eine Offenbarung. Die hausgemachte Gänseleberpastete (jahahaaaa… ich weiß… ich sollte sowas wirklich nicht essen!) ist traumhaft und empfehlenswert.
Für den direkten Weg ins Hotel ist es noch zu früh. Also biege ich beim „Mirador La Paz“ ab, vorbei an der Terrasse des Restaurant Bellamar. Dahinter liegt nämlich die Außenterrasse des „Café Alba“. Der Ausblick hinunter auf Puertos Zentrum und Küste ist spektakulär und auch hinauf zum Vulkangipfel zu blicken raubt mir nochmals den Atem. Hach. Eine Sangria um den Sonnenuntergang einzuläuten. Ja. Das Leben ist wunderbar.

Lunch am Strand und Schmetterlinge zum Dessert
Je mehr der öffentliche Bus von Puerto nach Icod de los Vinos trödelt, umso lieber ist mir das. Hinter jeder Kurve ein neuer grandioser Ausblick auf die Küste oder grüne Täler. Diesmal strahl der Busfahrer jedoch so gar keine gute Laune aus. Mit Schwung und unter lautem Hupen nimmt er Haarnadelkurven. Tatsächlich habe ich beim Umsteigen von Icod zur Playa de San Marcos ein bisschen Pudding in den Knien. Doch spätestens als sich der neue, deutlich weniger lebensmüde Busfahrer sein Gefährt über den letzten Hügel steuert, und der Blick auf die Malerische Bucht des Heiligen Marcos frei wird, kehren alle meine Lebensgeister zurück.


Grober, schwarzer Sand liegt im Wettstreit mit weißer, schäumender Gischt. Der Wind ist heftig und das Meer aufgepeitscht. Ein optisches und akustisches Schauspiel. Ich bin aber nicht nur wegen des Ausblicks hier, sondern weil es im „Italia in Bocca“ die besten frittierten Chipirones (kleine Tintenfische) gibt, die ich kenne.


Bei einem Glas Weißwein knuspriges Meeresgetier verspeisen und dabei die mächtige grollende Brandung in der kleinen Bucht zu beobachten, das feine Salzwasser der herbeigewehten Gicht auf der Haut zu spüren und einfach mal nichts zu denken, zaubert diesen einen magischen Moment herbei, in dem ich mal an gar nichts denkt. An gar nichts. Ein leerer Kopf und ein breites Grinsen. Ja. Das Leben ist wunderbar.


Auf dem Rückweg über Icod mache ich noch einen Abstecher ins Schmetterlingshaus „Mariposario del Drago“ in direkter Nachbarschaft des „Drago Milenario“, dem bekanntesten Drachenbaum der Kanaren. Zuerst ärgere ich mich ein wenig über gesalzene acht Euro fünfzig Eintritt. Aber nach einiger Zeit zwischen all den geräuschlos flatternden Schönheiten ist der Geiz schnell vergessen. Staunend sinniere ich über das Wunder, das die Natur vollbringt, wenn sie eine dralle, blattfressende Raupe in einen bunt gemusterten Falter verwandelt. Ja. Wie gesagt: Leben ist wunderbar.

Einkehr ins Haus des Weins
Es dauert nicht ganz eine Stunde, bis der Bummel-Bus die Haltestelle El Lagar in El Sauzal von Puerto aus erreicht hat. Von hier sind es wenige Gehminuten hinunter zur „Casa del Vino“. In einem Reiseführer stand, man müsse unbedingt hierherkommen, um den Ausblick von der Terrasse des Restaurants zu genießen. Und tatsächlich.

Der Panoramablick ist unvergleichlich. Links oben der schneebedeckte Gipfel des Teide. Langsam den Kopf nach rechts drehend über das grüne Tal bis hinunter zum Meer sehen.
Jetzt wo die Augen so verwöhnt werden, kommt es mir doch nur mehr als gerecht vor, meinem Geschmacksinn ebenfalls etwas Gutes zu tun. 

Der Gruß aus der Küche der den gekühlten Roséwein begleitet, erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Eine Mandel-Maracuja-Ziegenkäse-Creme als Dip zu frischem Brot. Das nenne ich mal eine exotische Zusammenstellung von Aromen. Und sowas von lecker. Und die georderten Bananen-Speck-Kroketten sind ebenfalls ein Volltreffer. Mein Gaumen wäre damit im Grunde genommen schon genug verwöhnt gewesen. 



Unverschämtheit aber auch, dass das Restaurant seine Desserts in einer Glasvitrine ausstellt. Also wenn man Auge und Gaumen mit einer Sache gleichermaßen glücklich machen kann, dann kann man doch nicht widerstehen, oder? Hach, ja. Das Leben ist wunderbar.




2 Kommentare:

  1. Hallo Diane.
    Ja, das hast du ein paar schöne Punkte Teneriffas besucht und ein paar schöne Fotos eingestellt.
    Glück mit dem Wetter hattest du offenbar auch. Nach einer Woche Regen könnten wir jetzt zur Zeit einen Sonnentag mal wieder dringend gebrauchen.
    Ja, und es gibt viel zu entdecken auf der Insel. Bevor du wieder herkommst, schau doch mal in meinen Blog rein:
    https://mitenerifeblog.wordpress.com
    Liebe Grüsse aus La Orotava
    Gerardo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Gerardo
      Danke für den lieben Kommentar. Ja, ich komme immer wieder gerne auf diese wunderschöne Insel, und vor der letzten Reise habe ich tatsächlich den ein oder anderen Tipp von Deiner Seite aufgenommen.
      Viele liebe Grüße zurück nach Orotava,
      und ich schicke Dir in Gedanken ein bisschen Sonne aus dem Rhein-Main-Gebiet - Diane

      Löschen